Begehren

Die feministische Forderung „das Private ist politisch“ ist noch immer aktuell. Zugleich verschwimmen die Kategorien privat und öffentlich: Die auferlegten Suche nach dem „wahren Selbst“ durchdringt das Private. Zugleich ist das Erscheinen in der Öffentlichkeit an die Wahl einer dafür vorgesehenen, normierten Rollen geknüpft. Ein politischer, verstanden als emanzipatorischer Ort scheint weder hier noch da gegeben. Wo öffnen sich Verhandlungsräume jenseits bekannter Kategorien? Wie treten wir in die Auseinandersetzungen miteinander – insbesondere, wenn es darum geht, die Veränderung des Bestehenden zu fordern? Das Begehren lies sich noch nie ins binäre System von privat und öffentlich pressen. Es wird von sozialen, ökonomischen und politischen Umständen geformt und zeigt sich doch geheimnisvoll, tabuisiert und mystisch. Es speist sich aus Erinnerung und Imagination und hat die Kraft ein Anderes zu ersehnen. Es platziert mich ungeschützt in dem was ist – inklusive der Erkenntnis, dass das nicht reicht. Und um sich dann über die Grenzen dieser Welt hinauszulehnen – „ins Nichts“ (Luisa Muraro). Es ist radikal subjektiv und Beziehungsweise. Es verlacht den vermeintlichen Widerspruch zwischen Politik und Spiritualität (Audre Lourde: Uses of the erotic). Es ist gefühlter Mangel und versprochene Fülle. Es ist hart. Es ist Sehnsuchtsort.